Samstag, 27. Juni 2009

Römische Flußliburne 100 n. Chr.

Römische Schiffe auf der Donau.
In weiten Kreisen der am Seewesen Interessierten blieb die Seerüstung des Römischen Reiches unbekannt. Die Römer prägten durch ihre militärische Disziplin, die gedankliche Durchdringung der Technik, die Perfektionierung der Hafenbaukunst und insbesonders durch ihr Organisationstalent, basierend auf Logik und Klarheit, und ihre bewußt ordnende politische Begabung den gesamten Mittelmeerraum und große Teile Europas für mehr als ein halbes Jahrtausend. Der Anteil der römischen Flotte an der Errichtung des Imperiums bezeichnete der Marinehistoriker Kpt.z.See Busch treffend mit den Worten:
"Es ist wohl nicht zuviel gesagt, wenn man behauptet, daß Rom über die Enterbrücken von Mylae in sein Weltreich maschiert ist".
Außer der Hochseeflotteverfügte Rom über umfangreiche Fluß- und Seeschiffsgeschwader auf den Flüssen und Seen Europas. Besonders auf der Donau, dem Danuvius, und dem Rhein, dem Rhenuia, wurden starke Verbände von Flußstreitkräften stationiert, bildeten dies Flüsse doch einen natürlichen Limes gegenüber Germania.
In Raetia, Noricum und Pannonia waren stark befestigte Flottenhäfen, so Costra Regina in Raetien, Costra Batava und Joviocum in Noricum, in Pannonien Lauriacum, Arelapa, Favianae, Commagenae, Vindobona, Carnuntum, Brigentia und Aquincum. Von diesen Stützpunkten aus überwachten die Schiffe den Danuvius, den Dravus, Tisin, Savus und den Unterlauf der Donau bis zum schwarzen Meer, den Pontus Euxinus.
Die eingesetzten Einheiten gingen von kleinen Flußliburnen und Moneren mit 9,5m Länge bis zu großen Trieren mit Längen bis zu 35m sowie Lembden (navis agrariensis und navis iudiciaria), vergleichbar im 21. Jh. vom Aviso bis zum Kreuzer.
Die römischen Schiffe hatten extrem kurze Bauzeiten (für ein Schlachtschiff, einer Quinquerreme, benötigten die Römer von der Kiellegung bis zur Indienststellung nicht mehr als 40-60 Tage. Caesar lies im 1. Jh.v.Chr. für die Blockade von Massilia/Marseille bei Arelate/ Arles zwölf Kriegsschiffe, vermutlich kleinere Einheiten, äußerstenfalls Triremen, in 30 Tage erbauen. Es wird ausdrücklich erwähnt, daß diese Zeitspanne vom Fällen der Bäume bis zum Auslaufen der kampfbereiten Schiffe zu rechnen ist.) und eine außerordentlich lange Lebensdauer, weit länger als ein Schiff des 17. u. 18. Jh. 60-80 Jahre waren keine Seltenheit. Der Bericht von Livius über eine 80 Jahre alte Quadrireme, die nochmals in See ging, ist durchaus glaubwürdig.
In Rom bietet die Trajansäule einen Überblick auf die Schiffsbewegungen auf der Donau, und zwar der von Großkampfschiffen, also Liburnen und Trieremen. Während am Oberlauf der Donau eher leichte Einheiten verwendet wurden, also navis lusoriae und als Transporter naves actuariae. Liburnen und Trieremen fanden vorwiegend als Flaggschiffe Verwendung.
Das Schiff, welches Linners Interesse besaß, war eine Flußliburne mit ca. 25-25 m Länge, als Zweireiher gefahren, d.h. 50 Rojer an den Riemen. Der Einsatzort war im Bereich der Pannonischen Flotte (classis Pannonica), dort waren hauptsächlich vertreten Liburnen, mit einer Trireme als Flaggschiff, im 4. Jh. naves lusoriae, naves agrarienses, naves iudiciariae. Das Operationsgebiet waren die Donau und Nebenflüsse, von Castra Regina bis Singidunum (Belgrad).
Die Flotte diente dem Schutz der Provinzen Ober- und Niederpannonien (Pannonia superior und Pannonia interior), Noricum und Raetia. Die Donau blieb in der mehr als 400jährigen römischen Herrschaft über die Provinzen Noricum, Raetia, Pannonia und Moesia, wenn auch der römische Machtbereich zeitweilig über den Fluß nach Norden vorgeschoben wurde, als Grenzfluß das Rückgrad der Grenzverteidigungslinie.
Neben einer Reihe von Kastellen bildeten die Donauflotten, classis Moesica und classis Pannonica, einen wesentlichen Teil des Grenz- und Handelsschutzes. Es führte dort die alte Bernsteinstraße von der Ostsee zum Adriatischen Meer bei Carnuntum über die Donau. Auch war der Warenstrom von West nach Ost auf dem Strom beträchtlich und das nördliche Ufer zumeist nicht befriedet. Nach dem Verzicht Roms, die Reichsgrenze bis zur Elbe vorzuschieben, hatte die Donauflotte vorwiegend defensive Aufgaben. Sie kontrollierte die 2379 Flußkm. von Regensburg bis zum schwarzen Meer.
Zur Zeit Kaiser Trajans (98-117) sollten beide Flotten auf der Donau 125 größere und 100 kleinere Einheiten sowie zusätzlich auf den Nebenflüssen 100 kleine Fahrzeuge in Dienst gehabt haben.
Schiffsnamen :
Moesische Flotte : Armata (Liburne), Sagita (Liburne)
Pannonische Flotte : Itala Felix (navis agrariensis)^